Über meine Bemühungen mein Gewicht zu reduzieren vor der Magen Operation nur ein paar wenige Worte. Ich habe alle möglichen Diäten probiert bis zu solchen die sogar bis zu einem knappen Jahr Erfolge brachten. Am Ende aller Bemühungen, war ich immer 5-10 kg schwerer. Meine Frau wurde im Internet auf die SHG „Mollybetiker“ aufmerksam und wir besuchten eines der Treffen. Es war sehr aufschlussreich für mich und mein Glück war, dass ich gleich zu den wichtigen Vorträgen der Ärzte da war. Ich meine Herrn Dr. Wolf und Frau Dr. Dreßler. Die Gespräche mit den Mitgliedern festigten dann auch meinen Entschluss den Weg einer Operation zu gehen. Ich habe mir trotzdem ein Jahr Zeit gelassen bis es soweit war. Der Weg für alle Genehmigungen war dank der Hilfe von Herrn Dr. Wolf und Frau Dr. Dreßler sehr leicht. Die AOK genehmigte alles recht schnell und legte mir keine Steine in den Weg. Die OP verlief sehr gut und ich habe noch keinen Tag bereut. Operiert wurde ich im Februar 2010.
Mein Höchstgewicht 130 kg Sommer 2009
Mein Gewicht zur OP 122 kg Februar 2010
Mein jetziges Gewicht 69 kg Januar 2011
Für mich ist es wichtig darüber zu berichten was jetzt ist und wie ich meine Ernährung meistere.
Jeder erlebt die Umstellung anders. Nach der OP zu Hause habe ich, wie sicher auch viele andere, alle möglichen Kreislaufprobleme gehabt. Die ersten Wochen nach der OP waren sehr schwer. Es gab Tage da war ich ein Kilo pro Tag leichter, das ist purer Stress für den Organismus. Immer wenn mein Kreislauf im Keller war habe ich mich aufgerafft und bin spazieren gegangen oder in die Kaufhalle. Täglich eine Kleinigkeit Essen frisch einzukaufen hat mich auch gezwungen in Bewegung zu bleiben. Als Erstes höre ich jetzt sehr intensiv auf meinen Körper. Wenn die Anzeichen für das Sättigungsgefühl da sind, höre ich auch auf zu essen, egal was die Menschen ringsherum denken! Nur so zwischendurch: für die Mitmenschen ringsherum ist es natürlich auch nicht leicht bei einem „Dicken“ so eine Lebensumstellung zu verstehen: “Der ist plötzlich dünn - der kann nur krank sein“ (der muss was essen). Jetzt bin ich aber viel gesünder und nehme gar keine Medikamente mehr ein!!! Die Erfahrung wie es einem geht wenn man trotzdem weiter ist, muss jeder selbst sammeln. Bei mir ist es auf alle Fälle sehr schmerzhaft. Durch das starke Abnehmen sind auch die Muskeln stark geschrumpft. Sport ist wichtig, vor allem der Muskelaufbau und natürlich auch Ausdauer. Ich habe in meiner Umgebung das passende preiswerte Studio gefunden und gehe dort 2x die Woche für eine Stunde hin. Fahrrad fahren und laufen ist natürlich auch sehr wichtig. Ich will kein Muskelprotz werden, ich trainiere auf Ausdauer.
Die Umstellung ist gewaltig. Früher waren meine Hautnahrungsmittel Fleisch, Wurst, Gebratenes, regelmäßiges Bier und Naschereien, Gemüse und Obst war selten. Jetzt schmecken mir Obst und Gemüse besser, vor allem als Rohkostsalat. Wurst und Gebratenes machen mich schnell satt und ich habe oft gar keinen Appetit darauf. Viele Nahrungsmittel schmecken jetzt einfach besser. Meine Zunge ist sensibler geworden und Bitterstoffe sind besonders stark hervorgehoben. Durch Zufall habe ich mit einem Narkosearzt gesprochen. Er sagte mir dass der starke bittere Geschmack oft durch die Narkose kommt und wieder weg geht. Bei mir ist das so geblieben. Alkohol, Bier, sogar Alkohol in Pralinen, lehne ich seit der OP ab, da es mich ekelt. Warum weiß ich nicht, ist eben so. Da ich beim Essen schon immer die Abwechslung liebe, aber die Portionen für mich sehr viel kleiner geworden sind, gehe ich diesen Weg: Es gibt sehr viel Lebensmittel in kleinen Verpackungen. Marmelade, Wurst, Joghurts, Quarkspeisen, Fisch, Kartoffelbrei usw..
Fotos die ich gemacht habe von den Möglichkeiten die es gibt, darf ich hier nicht veröffentlichen (wegen Urheberrechte, Wettbewerb, Werbung usw.). Wer darüber mehr wissen will kann mich ansprechen. Der Vorteil liegt auf der Hand, es gibt immer mal was anderes und vieles wird gleich aufgebraucht und nicht weggeworfen. Bei unseren Treffen habe ich erfahren, dass einige wieder zunehmen.
Die Art wie ich einkaufe könnte dabei helfen den Überblick und die Berechnung der Kalorien einfacher zu gestalten. Ganz wichtig ist das ja auch für Leute mit Stoffwechselerkrankungen. Nicht zu vergessen ist, dass die OP nur der Grundstein für eine vernünftige Ernährung ist. Seine Ernährung muss jeder selbst richtig den Bedürfnissen anpassen. Der Magen bleibt trotzdem ein Muskel und ständige Überbelastung dehnt ihn auch wieder. Sicher wird er nicht mehr so groß wie früher, aber man sollte das beachten.
Ich möchte hier über ein neues Leben berichten, es hat mit einer „Schlauchmagenoperation“ begonnen und entwickelte sich bisher sehr positiv. Eine deutlich höhere Lebensqualität, mit viel mehr Lebensfreude, Energie, Ausdauer und Belastbarkeit hat sich eingestellt und ist nun nach zwei Jahren zur Normalität geworden. Dafür bedanke ich mich bei dem Ärzteteam des Krankenhauses Dresden-Neustadt einschließlich Stationsschwestern und Krankenpflegern.
Wie und wann begann meine Leidensgeschichte?
Viele Jahre hatte ich einen BMI 28 der stieg kontinuierlich auf über 40. Nun habe ich das Pech, das fast alle meine Vorfahren auch etwas kräftig gebaut waren. Ich gehe davon aus, dass diese Veranlagung in meinen Genen gespeichert ist. Hinzu kam, dass ich starker Raucher war, die mehrfachen Versuche zur Abgewöhnung haben mir viele Kilo beschert.
Was habe ich gegen diese Entwicklung unternommen?
Mit vielen verschiedenen Diäten, die wohl auch jeder Betroffene kennt, habe ich versucht abzunehmen und auch abgenommen. Dabei stand die Kalorienwaage immer mit auf dem Esstisch. Fast ein Jahr war ich mit Erfolg (9Kg) in einer BCM-Gruppe. Verschiedene Medikamente haben das Ganze begleitet. Abgenommen habe ich immer, aber danach, wenn einige Zeit vergangen war, dann trat der bekannte Jojo-Effekt auf.
Gesund abnehmen, zur Diät das passende Sportprogramm!
Auf ausreichende Bewegung habe ich geachtet, soweit es meine Arbeit mir möglich machte. Wandern, Laufband, Kegeln, aktive Gartenarbeit waren ständig angesagt. In der Zeit vor der Operation wurde es damit weniger, weil es mich immer mehr anstrengte. Der Schweiß lief in Strömen, in der Wandergruppe war ich das Schlusslicht, die Glieder taten weh. Es wurden immer größere Strapazen, es machte keinen Spaß mehr. Die Motivation reichte auch nicht mehr.
Was passierte in meinem Körper?
Seit vielen Jahren habe ich mich mindestens einmal jährlich gründlich untersuchen lassen, so liegt auch eine Vielzahl von Laborbefunden von umfangreichen Blutuntersuchungen vor. Hier ist eine erschreckende Tendenz erkennbar. Die Befunde wurden immer schlechter. So waren bei meinem letzten Befund vor der OP, Anfang 2010, 9 Werten pathologisch. Besonders der Zucker war trotz massiver Medikamentengabe über 9,0 mmol/l. Insulin zu spritzen, mit all den Nebenwirkungen wäre der nächste Schritt gewesen. Zusätzlich schmerzten die Glieder schon früh beim Aufstehen, so dass ich schon eine rheumatische Erkrankung vermutete.
Die damalige Situation möchte ich, wie folgt beschreiben:
¬ Das Körpergewicht nahm ständig und kontinuierlich zu.
¬ Diäten führten zu keinem längerfristigen Erfolg.
¬ Die sportlichen Aktivitäten nahmen ab, die Anstrengungen hierzu wurden immer größer.
¬ Die Wirkungen der Medikamente wurden auch bei erhöhten Gaben immer schwächer.
¬ Die körperliche Belastbarkeit nahm ab, Schweißausbrüche, schon bei geringen Belastungen, nahmen zu.
¬ Die allgemeine Leistungsfähigkeit nahm stetig ab.
¬ Die Lebensqualität wurde geringer.
¬ Es entstand ein physischer Druck mit der Frage:
Wie soll das und wie lange soll das so weitergehen?
Die Wende trat ab Mitte Juli 2010 ein
Eine „Schlauchmagen OP“ änderte alles
Seit dem Zeitpunkt, wo ich von der Narkose aufgewacht bin, hatte ich keine Beschwerden, keine Schmerzen in irgendeiner Form, kein Unwohlsein, kein Schwindelgefühl, keine Schlafstörungen, nichts dergleichen. Sofort normalisierte sich der Zuckerspiegel. Im Ergebnis waren nur 5 kleine Löcher auf der Bauchdecke zu sehen, wo kleine Pflaster reichten.
Nach der OP
Schon nach 12 Tagen konnte ich alle Medikamente absetzen. Bis heute sind Zuckerspiegel Blutdruck und alle Blutwerte völlig normal. Im ersten halben Jahr habe ich 30Kg an Körpergewicht abgenommen. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind es 34Kg.
Zwei Belastungs-EKG´s des Herzzentrums Dresden, die vor der OP und 1Jahr nach der OP erstellt worden, unterscheiden sich gravierend und belegen die Entwicklung. Sogar mein Tinnitus, an den ich mich schon gewöhnt hatte, wurde in seiner Auswirkung geringer und verschwand fast.
Essen und Trinken
Hier hat sich Einiges getan. Mein Appetit ist nicht mehr so stark, die Sättigung stellt sich trotz vollem Genuss viel früher ein. Das Essen hat einen viel geringeren und unwichtigeren Stellenwert im Leben eingenommen. Ich bin erstaunt, welche geringen Mengen eigentlich ausreichen! Ein sicher positives Phänomen möchte ich noch erwähnen, mir schmeckt seit der Operation kein Alkohol mehr.
Und wie sieht es nach fast zwei Jahren aus?
Alles ist im Wesentlichen so geblieben, wie es Anfang 2011 war, es hat sich stabilisiert und ist in die Normalität übergegangen.
¬ Das Körpergewicht ist auf etwa 86 Kg weiter zurückgegangen.
¬ Der Blutwert für Glucose liegt im absolut normalen Bereich.
¬ Alle weiteren Blutwerte, wie zum Beispiel Cholesterin, sind im Normbereich
¬ Der Blutdruck ist im Normbereich.
¬ Alkoholische Getränke schmecken nicht mehr, ich bin deshalb seit dem 12.07.2010 Antialkoholiker.
¬ Ich empfinde einen regelrechten Bewegungsdrang.
¬ Um einen eventuellen Vitaminmangel entgegenzuwirken nehme ich zwei entsprechende Medikamente und ein Zinkpräparat ein.
Auf Grund von Erfahrungen anderer Schlauchmagenpatienten und Hinweisen der Ärzte achte ich zunehmend auf richtige Ernährung und Bewegung, denn es ist nicht auszuschließen, dass das Körpergewicht wieder zunimmt!
Thema: Kostenübernahme der Krankenkasse
Meine Krankenversicherung hat die OP anfangs strikt abgelehnt. Nach mehreren Kontakten ist es mir gelungen die Versicherung zur Kostenübernahme zu überzeugen. Dabei habe ich auch meine Erfahrungen gesammelt:
1. Ganz wichtig ist es, die Entwicklung des BMI (Körpergewicht) über größere Zeiträume zu dokumentieren.
2. Es sind alle Aktivitäten zur Gewichtsabnahme durch körperliche Bewegung, wie z.B. Gymnastik, Radfahren, Schwimmen, Wandern oder Tanzen aufzulisten. Angaben der Intensität, Zeitraum und wo sie durchgeführt wurden, z.B. in Wander- oder Sportgruppen oder im Fitnessstudio, sollten nicht fehlen.
3. Es sollten alle Maßnahmen zur Ernährungsumstellung dargelegt werden. Stichworte sind hier Ernährungsplan; Diäten und Ernährungsumstellungen.
4. Wichtig ist, die Entwicklung von Krankheiten aufzuführen, die im Zusammenhang mit dem steigenden BMI stehen, wie zum Beispiel Diabetes 2.
5. Wirtschaftlich gesehen, ist in vielen Fällen eine operativer Eingriff kostenmäßig günstiger als eine jahrelange Behandlungen, Medikamentengaben und eventuell noch Kuren. Ein wichtiges Argument bei Gesprächen mit der Krankenkasse.
Fazit
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass das meine Erfahrungen sind. Es ist mein persönlicher Erfahrungsbericht, der nur meine Situation darstellt, eine Verallgemeinerung ist strikt abzulehnen. Zur medizinischen Beurteilung jedes Falles gibt es hier sehr kompetente und erfahrene Ärzte, die sich auf dieses Fachgebiet spezialisiert haben.
Ich empfehle Kontakt zu unserer Selbsthilfegruppe "Die Mollybetiker Dresden" e.V. aufzunehmen. Hier kann man sich über Adipositas und alle damit in Verbindung stehenden Folgen und Problemen informieren.
Dietmar Schwarz
16.05.2012