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Die Mollybetiker Dresden

Erste Selbsthilfegruppe für Adipositas in Sachsen seit 2008

Erfahrungsberichte

Wolfgang Drescher

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Mein Name,  Wolfgang Drescher, ein ehemaliger Übergewichtiger


Über meine Bemühungen mein Gewicht zu reduzieren vor der Magen Operation nur ein paar wenige Worte. Ich habe alle möglichen Diäten probiert bis zu solchen die sogar bis zu einem knappen Jahr Erfolge brachten. Am Ende aller Bemühungen, war ich immer 5-10 kg schwerer. Meine Frau wurde im Internet auf die SHG „Mollybetiker“ aufmerksam und wir besuchten eines der Treffen. Es war sehr aufschlussreich für mich und mein Glück war, dass ich gleich zu den wichtigen Vorträgen der Ärzte da war. Ich meine Herrn Dr. Wolf und Frau Dr. Dreßler. Die Gespräche mit den Mitgliedern festigten dann auch meinen Entschluss den Weg einer Operation zu gehen. Ich habe mir trotzdem ein Jahr Zeit gelassen bis es soweit war. Der Weg für alle Genehmigungen war dank der Hilfe von Herrn Dr. Wolf und Frau Dr. Dreßler sehr leicht. Die AOK genehmigte alles recht schnell und legte mir keine Steine in den Weg. Die OP verlief sehr gut und ich habe noch keinen Tag bereut. Operiert wurde ich im Februar 2010.
Mein Höchstgewicht    130 kg    Sommer 2009
Mein Gewicht zur OP  122 kg    Februar  2010
Mein jetziges Gewicht   69 kg    Januar    2011
Für mich ist es wichtig darüber zu berichten was jetzt ist und wie ich meine Ernährung meistere.
Jeder erlebt die Umstellung anders. Nach der OP zu Hause habe ich, wie sicher auch viele andere, alle möglichen Kreislaufprobleme gehabt. Die ersten Wochen nach der OP waren sehr schwer. Es gab Tage da war ich ein Kilo pro Tag leichter, das ist purer Stress für den Organismus. Immer wenn mein Kreislauf im Keller war habe ich mich aufgerafft und bin spazieren gegangen oder in die Kaufhalle. Täglich eine Kleinigkeit Essen frisch einzukaufen hat mich auch gezwungen in Bewegung zu bleiben. Als Erstes höre ich jetzt sehr intensiv auf meinen Körper. Wenn die Anzeichen für das Sättigungsgefühl da sind, höre ich auch auf zu essen, egal was die Menschen ringsherum denken! Nur so zwischendurch: für die Mitmenschen ringsherum ist es natürlich auch nicht leicht bei einem „Dicken“ so eine Lebensumstellung zu verstehen: “Der ist plötzlich dünn - der kann nur krank sein“ (der muss was essen). Jetzt bin ich aber viel gesünder und nehme gar keine Medikamente mehr ein!!! Die Erfahrung wie es einem geht wenn man trotzdem weiter ist, muss jeder selbst sammeln. Bei mir ist es auf alle Fälle sehr schmerzhaft. Durch das starke Abnehmen sind auch die Muskeln stark geschrumpft. Sport ist wichtig, vor allem der Muskelaufbau und natürlich auch Ausdauer. Ich habe in meiner Umgebung das passende preiswerte Studio gefunden und gehe dort 2x die Woche für eine Stunde hin. Fahrrad fahren und laufen ist natürlich auch sehr wichtig. Ich will kein Muskelprotz werden, ich trainiere auf Ausdauer.
Die Umstellung ist gewaltig. Früher waren meine Hautnahrungsmittel Fleisch, Wurst, Gebratenes, regelmäßiges Bier und Naschereien, Gemüse und Obst war selten. Jetzt schmecken mir Obst und Gemüse besser, vor allem als Rohkostsalat. Wurst und Gebratenes machen mich schnell satt und ich habe oft gar keinen Appetit darauf. Viele Nahrungsmittel schmecken jetzt einfach besser. Meine Zunge ist sensibler geworden und Bitterstoffe sind besonders stark hervorgehoben. Durch Zufall habe ich mit einem Narkosearzt gesprochen. Er sagte mir dass der starke bittere Geschmack oft durch die Narkose kommt und wieder weg geht. Bei mir ist das so geblieben. Alkohol, Bier, sogar Alkohol in Pralinen, lehne ich seit der OP ab, da es mich ekelt. Warum weiß ich nicht, ist eben so. Da ich beim Essen schon immer die Abwechslung liebe, aber die Portionen für mich sehr viel kleiner geworden sind, gehe ich diesen Weg: Es gibt sehr viel Lebensmittel in kleinen Verpackungen. Marmelade, Wurst, Joghurts, Quarkspeisen, Fisch, Kartoffelbrei usw..
Fotos die ich gemacht habe von den Möglichkeiten die es gibt, darf ich hier nicht veröffentlichen (wegen Urheberrechte, Wettbewerb, Werbung usw.). Wer darüber mehr wissen will kann mich ansprechen. Der Vorteil liegt auf der Hand, es gibt immer mal was anderes und vieles wird gleich aufgebraucht und nicht weggeworfen. Bei unseren Treffen habe ich erfahren, dass einige wieder zunehmen.
Die Art wie ich einkaufe könnte dabei helfen den Überblick und die Berechnung der Kalorien einfacher zu gestalten. Ganz wichtig ist das ja auch für Leute mit Stoffwechselerkrankungen. Nicht zu vergessen ist, dass die OP nur der Grundstein für eine vernünftige Ernährung ist. Seine Ernährung muss jeder selbst richtig den Bedürfnissen anpassen. Der Magen bleibt trotzdem ein Muskel und ständige Überbelastung dehnt ihn auch wieder. Sicher wird er nicht mehr so groß wie früher, aber man sollte das beachten.

Zurück zur Ernährung.

Ich selbst habe jetzt eher Probleme die nötigen Kalorien zu mir zu nehmen. Durch meine Ernährungsumstellung lebe ich zwar sehr gesund und das macht mir auch viel Spaß, bringt aber oft nicht genug Kalorien. Süßigkeiten sind jetzt kein Problem mehr, ich esse ja viel weniger davon, also brauche ich auch kein schlechtes Gewissen haben. Eiweiß und Vitamine sind wichtige Bestandteile bei der Ernährung. Ich habe mir herausgesucht was mir am besten schmeckt und es ist eigentlich immer was Passendes zu finden. Schabefleisch, Cornedbeef, Thunfisch, Käse, Milch, Schinken, Äpfel, Tomaten, Paprika, Pflaumen usw. sind alles Dinge die ich gerne esse. Vitamintabletten nehme ich nur noch ab und zu, wenn es kaum frisches Obst und Gemüse gibt. Eiweißpräparate brauche ich nicht mehr zusätzlich, da meine Werte in Ordnung sind. Das wichtigste ist man fühlt sich dabei wohl. Im Restaurant oder am Imbiss versuche ich die Bestellungen auf meine Person einzurichten, was auch in den allermeisten Fällen gut klappt. Ein freundliches Gespräch mit dem Personal macht vieles möglich. Natürlich erlebt man da auch Kurioses. Es gab schon Personal dem es peinlich war so wenig zu servieren, oder da war dann doch viel mehr auf dem Teller, was ich dann drauf gelassen habe.
 Ach ja, vor der OP: Tabletten - Bluthochdruck
                                   Tabletten - Sodbrennen
                                   Tabletten - Knieschmerzen und Arthrose
                                   Vorstufe  Diabetes
Nach der OP:  kein Bluthochdruck
                          kein Sodbrennen
                          keine Vorstufe Diabetes
                         fast keine Knieprobleme dadurch keine Schmerztabletten mehr
Die Umwelt:

Es ist nicht so, dass alle in meinem Umfeld positiv reagieren. Meine Erlebnisse sind da recht vielschichtig. Von absolut positiver Einstellung zu diesem Thema bis hin zu Neid und Spott war alles dabei. Nicht immer ist es mir leicht gefallen darauf richtig zu reagieren, aber die positiven Reaktionen der meisten Menschen haben mir geholfen. Ich bin seit Juni 2010 Medikamentenfrei. Wohl zum Ärger der Pharmaindustrie und hoffe zur Freude der AOK. Wir haben jetzt das Jahr 2011 und ich habe nie erwartet, dass ich nach einem Jahr so gesund bin wie ich wohl vor über 20 Jahren einmal war.
 Ich bedanke mich bei all denen die mir geholfen haben:
- Herrn Dr. Wolf
- Frau Dr. Dreßler
- Frau Baumert
- Frau Goldbach
- der AOK
- Die Mollybetiker
- Alle Beteiligten auf den Stationen im städtischen Krankenhaus Dresden-Neustadt
- und allen die auch jetzt noch für uns da sind

Ich habe hier einfach so meinen Gedanken freien Lauf gelassen. Es sind Eindrücke von mir und auch ein paar Vorschläge. Nichts ist ganz vollständig, manches verändert sich und es kommt neues hinzu. Bei unseren regelmäßigen Treffen können wir weitere Erfahrungen austauschen. Wer den Betrag gelesen hat und Interesse an uns hat - kommt einfach vorbei oder schreibt uns.

Bis dann Wolfgang

Bernd Mühle

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Seit Kindesbeinen an kenne ich mich nur als dicken Menschen. Darunter habe ich besonders im Kindesalter sehr gelitten. Ständige Hänseleinen und Anfeindungen machten mir das Leben schwer. Man wurde gemieden, andere wollten nicht mit einem spielen usw. Dabei zog ich mich immer mehr zurück, baute mir eine eigene Welt auf und fraß alles an Problemen in mich hinein. Das setzte sich fort vom Kindergarten über die Schule, die Lehrzeit, den Wehrdienst, das beginnende Berufsleben bis zum heutigen Tag.
Hänseleien über mein Dicksein waren dann mit Essen, vorzugsweise Süßigkeiten, zwar etwas weniger schlimm zu ertragen, aber natürlich erreichte ich damit nur das ganze Gegenteil. Ein Teufelskreis begann, den ich bis heute nicht durchbrechen konnte. Es folgten immer neue frustrierende Erlebnisse (Kleiderkauf usw.) die die Situation nicht verbesserten. Auf Grund meines Übergewichtes vielen mir alle Bewegungsaktivitäten schwer, im Schulsport ständig die schlechteste Note, da verlor ich immer mehr die Lust an solchen Unternehmungen. Später in einem Fitnessstudio schloss man dann Wetten ab, wann mein Gerät nun zusammenbrechen würde. Also hörte ich auf damit. Ebenso beim Schwimmen, man musste sich ja ausziehen und alle glotzten und johlten wann wohl das Becken überläuft. So sind viele Aktivitäten die ich unternahm um abzunehmen gescheitert.
Auch Diäten waren ein vergebliches Thema, meist setzte nach kurzem Erfolg der Jojo-Effekt ein. Der Frust begann von vorn. Mein Gewicht kannte bis auf wenige kurze Ausnahmen eigentlich nur eine Richtung: nach oben. So bin ich bei 172 kg angekommen. 1996 war ich das erste Mal wegen des metabolischen Syndroms zur Kur in Kreischa und nahm dabei auch 24 kg ab. Die geringe Kalorienmenge hielt ich aber im Arbeitsleben nicht lange durch und war sehr nahe an einem Nervenzusammenbruch. Dann aß ich wieder normal. Danach fühlte ich mich zwar seelisch wieder besser aber das daraus resultierende Gewicht hatte wieder nur die eine Richtung und der Erfolg war dahin. In den nächsten Jahren musste ich dann Hilfe in einer langen psychotherapeutischen Behandlung suchen, da ich allein mit meinen Problemen nicht mehr klarkam. Im Jahr 2000 folgte eine weitere Kur in Königstein (Taunus), aber das Ergebnis war das gleiche wie bei der ersten.
Mit steigendem Gewicht stellten sich auch nach und nach immer weitere Begleiterscheinungen ein. Diabetes, Schlafapnoe-Syndrom, Bluthochdruck, hohe Fettstoffwechselwerte, Gelenkprobleme usw. Psychisch rutschte ich dann immer mehr ab und auch ein drastischer Gedanke war mir nicht mehr fremd. Es hat ja sowieso alles keinen Sinn und es wäre doch das Beste wenn ich früh nicht mehr aufwachen würde. Erneut war eine psychologische Betreuung notwendig um meine Probleme aufzuarbeiten.
Nun wollte ich jetzt einen neuen Weg gehen um mein enormes Übergewicht in den Griff zu bekommen. Die Adipositas-Chirurgie, welche ich als meine letzte Chance sehe von meinen Kilos dauerhaft runterzukommen. Im Sommer 2009 war es dann soweit, ich legte mich unters Messer. Zwar immer noch mit dem Gedanken, tue ich auch das richtige? Aber ich hatte ja nichts zu verlieren, sondern konnte nur gewinnen. Die OP überstand ich gut und fühlte mich auch sonst recht wohl. Jetzt kannte meine Waage, nach Jahrzehnten, auch die andere Richtung! Es ging mit dem Gewicht deutlich bergab. Die Laborwerte verbesserten sich und man fühlte sich auch viel besser bei Bewegungen.
Heute konnte ich auch die Insulin-Spritze in die Ecke legen, was mich besonders jubeln lies. Auch der Tabletten-Konsum ging beachtlich zurück. Von Anfangs 13 verschiedenen Medikamenten sind jetzt nur noch 4 übrig. Mein Gewicht reduzierte sich um 60 kg. Jetzt macht auch der Kleiderkauf mehr Freude, man bekommt endlich mal wieder was von der Stange.
In meiner Selbsthilfegruppe habe ich nun auch gute Freunde gefunden, auf die man sich verlassen kann und auch vertrauensvoll reden kann, da auch sie das gleiche Schicksal teilen. So konnte ich mich auch aus meiner Lethargie befreien und kann auf andere zugehen, was ich mich früher nicht getraut habe. So kann nun sagen: Der Entschluss zur OP war total richtig und ich bereue ihn auch zu keiner Zeit. Nun möchte ich noch allen danken, die mir auf meinem Weg bis hierher zu Seite standen und an mich glaubten.

Christiane Görlitz

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Übergewichtig bin ich eigentlich nicht immer gewesen, denn zu meiner Geburt war ich ein "Frühchen" und bin als 7-Monatsbaby auf die Welt gekommen. Von da an wurde ich immer mit guter Nahrung aufgebaut. Somit war von Anfang an, das Essen für mich immer der wichtigste Punkt in meinem Leben. Und solange ich selber zurück denken kann, bin ich seit meiner Kindheit Übergewichtig. Denn schon mit 7 Jahren wurde ich das erste Mal zu einer Kur für Kinder zum Abnehmen geschickt - ohne Erfolg. Weiter ging es dann mit 12 und 15 Jahren, da wurde ich für jeweils 3-4 Wochen ins Krankenhaus eingewiesen, für den "Dresdner Trunk", jedoch auch nur von kurzem Erfolg.

Weiter ging es dann mit diversen Ernährungsprogrammen zum Beispiel von Weight Watcher, einen Ernährungskurs von der Krankenkasse, selbst auch ein  Ernährungs- und Bewegungsprogramm im Fitnessstudio habe mich mit gemacht und auch ein Ernährungsberater vom Diabetologen wurde mir zur Seite gestellt, doch am Ende war der Jo-Jo-Effekt immer größer. Auch bin ich dann zweimal zur Reha gefahren, wobei ich mich auch dazu durch gerungen habe, bei einer 4-wöchigen Fastenkur mit zu machen. Ich war stolz auf mich und meinen damaligen Erfolg. In dieser Zeit hatte ich 17 kg geschafft. Nur dann zu Hause und im Alltag hatte ich nach knapp einem Jahr wieder ca. 25 kg zugenommen.

Die Zahlen auf der Waage wurden von Monat zu Monat immer größer, doch meine Welt war nach außen hin in Ordnung. Es war doch nicht so schlimm, das ich immer alleine war, das ich keine Freunde, keine Arbeit hatte, das ich nirgends mit reden konnte, nichts erlebt hatte, nein das war echt nicht schlimm. Nur wie sah es wirklich in mir drinnen aus? Was war wenn ich wieder alleine war, was war wenn mein Freund alleine losgezogen ist, wenn er auf Firmenfeiern oder zu Kollegen gegangen ist, und ich nicht mitgegangen bin, wegen den Beleidigungen der Arbeitskollegen, was war wenn Bekannte oder Verwandte eine Familie gründeten, Kinder bekamen, in den Urlaub fuhren, zu Veranstaltungen gingen, oder sich einfach mal so nur trafen. Was war dann? Ja, dann ging ich zu meinen Schrank und holte meine besten Freunde, die Schokolade oder das Kilo Paket Eis hervor und war für einen Moment glücklich.

Doch kurz danach kam die Ernüchterung, nicht das mir schlecht war. Nein! Die Probleme waren immer noch da und ich war immer noch alleine. Bewegen konnte ich mich vor lauter Schmerzen kaum noch. Ach schnell eine bis zwei Tablette gegen die Schmerzen und dann ging es schon irgendwie wieder weiter. Und so vergingen die Jahre, ich war im Teufelskreis gefangen, meine langjährige Beziehung ging kaputt, viele Jahre arbeitslos, keine Freunde, die Begleiterkrankungen (Diabetes, Bluthochdruck, PCO-Syndrom usw.) blieben bei mir auch nicht aus. Mich störte es immer noch nicht, dass ich auch nichts erlebte, die einfachsten Dinge, wie Kino, Kaffeetrinken, Stadtbummel etc. nie mit gemacht hatte.
Aber ich war damals dennoch nicht bereit mich operieren zulassen, obwohl ich mir viele Reportagen darüber angeschaut hatte, und ich fasziniert war, von den Menschen, die den Mut dazu hatten, sich und ihr Leben zu verändern. Ich sagte mir immer noch, so schlimm ist es ja noch nicht, ich bin doch gar nicht so dick, ich sah die Notwendigkeit noch nicht. Es gab ja kaum Fotos von mir und wenn ich mich selbst betrachtete, so hatte ich auch ein falsches Erscheinungsbild von mir. Mir den Bauch aufschneiden lassen und Schmerzen haben? Nein, niemals! Bis zum Oktober 2008!

Die ARGE hat mich zu einer Maßnahme für Übergewichtige verdonnert, bei der das Ziel war, das Übergewichtige  zu einer gesünderen Lebensweise aktiviert und motiviert werden, um wieder einen geregelten Tagesablauf zu bekommen. Selbst nur jeden Tag früh aufzustehen, dorthin zugehen und 5 Stunden am Stück irgendwo zu sein, war schon eine große Herausforderung und Qual für mich. Und aus alter Gewohnheit suchte ich wieder 1000 gute Gründe um nicht dort daran teilnehmen zu müssen, doch die Firma dort ließ nicht locker und versprachen mir in jeglicher Hinsicht ihre Unterstützung. Heute bin ich ihnen dankbar dafür! Nach der ersten Woche merkte ich, so kann es nicht weiter gehen. Von 1 Schmerztablette täglich steigerte ich meine Dosis auf bis zu 3 Tabletten täglich, trotzdem blieben die Beschwerden immer noch, außerdem musste ich mich mittags dann mindestens 2 Stunden hinlegen, damit ich es bis abends wenigstens kräftemäßig aushalten konnte. Mein Gewicht war zu dem Zeitpunkt auf bereits 156 kg angewachsen. Genau hier war mein Punkt erreicht, an dem ich mir gesagt habe: Stopp, bis hier her und nicht weiter. Jetzt muss ich was ändern. Von da an stand für mich fest, die letzte Chance und mein Rettungsanker, war für mich eine Magenverkleinerung, denn ohne OP hätte es nicht mehr lange so weiter gehen können.

Zeitgleich zu meiner Entscheidung für die OP bin ich dann zur Selbsthilfegruppe „Die Mollybetiker Dresden“ gekommen und habe viele Gleichgesinnte Leute getroffen, was mir neuen Lebensmut gegeben hat, als ich sah, das ich nicht alleine mit meinen Problemen da stand, das es ihnen genauso ging. Und mit dem Eintritt in die Selbsthilfegruppe begann das große Getriebe sich in Gang zu setzten und immer mehr kam in Bewegung. Durch die tolle Zusammenarbeit von den Ärzten, der Ernährungsberaterin und der Psychologin des Adipositaszentrum Dresden-Neustadt, fühlte ich mich sehr gut aufgehoben, wurde ernst genommen und nicht nur auf mein Gewicht reduziert. Zum ersten Mal hatte ich einen Arzt vor mir sitzen, der mir alle Zusammenhänge mit dem Übergewicht erklärt hat und auch das es ab einer bestimmten Gewichtsgrenze fast unmöglich ist, auf normalen Wege abzunehmen.

Ich kannte das vorher nicht, denn die ersten Sätze waren sonst immer, nehmen sie erst einmal ab, dann sprechen wir uns wieder! Nach allen Voruntersuchungen ging mein Antrag auf die Reise zu meiner Krankenkasse. Und von dem Moment an, spielten meine Nerven auch verrückt, nun begannen die Ängste in mir zu wachsen, ich hatte Angst, das die Krankenkasse den Antrag ablehnt und dann kamen auch noch die Zweifel hinzu, ob ich die OP evtl. nicht überleben würde, aber was hatte ich denn schon noch zu verlieren? Ich sagte mir, entweder ich sterbe bei der OP oder ich sterbe an meinem Übergewicht! Dann stellte ich mir außerdem noch die Frage, ob ich einen Fehler mache, wenn ich mich jetzt operieren lasse, ich dachte immer daran, was ich jetzt alles nicht mehr essen könnte, was ich da alles verpassen würde.

Das Warten auf den Bescheid, war eine Achterbahnfahrt der Gefühle für mich. Doch dann endlich hielt ich meine Zusage in den Händen, und auf diesem Wege möchte ich mich ganz herzlich auch bei meiner Krankenkasse, der AOK, und dem MDK bedanken, das es bei der Antragsbearbeitung keine Probleme gab und alles ziemlich zeitnah bewilligt wurden ist. Im Mai 2009 war es nun soweit. Ich lag auf dem OP Tisch. Und heute fast 18 Monate später, bereue ich keinen Tag, dass ich mich für diese OP entschieden habe. Ich habe nun die 50 Kilo-Marke geknackt, bin aber noch nicht an dem Ziel angekommen, das ich mir selber gesteckt habe. Aber jetzt seit einigen Monaten ist es auch schon lange kein Spaziergang mehr und auch keine Selbstverständlichkeit, das die Kilos nur noch so purzeln. Jeder Tag ist wieder ein neuer Kampf und diese OP bedeutet nicht, das alles von alleine funktioniert. Am Anfang ist es fast ein Selbstläufer für eine kurze Zeit, doch jetzt ist die Bewährungszeit gekommen, in der man beweisen muss, dass es vom Kopf aus gesteuert wird und dass man dazu gelernt hat und das man immer noch Regeln befolgen muss.

Und heute kann ich auch sagen, dass ich esssüchtig war bzw. noch bin, denn selbst heute ist die Gefahr und die Verführung immer noch jeden Tag da, das ich in mein altes Essverhalten zurück zufallen kann. Doch zum Glück wurde mir eine Hilfe eingebaut, die mich manchmal daran erinnert. Und das ich heute so offen darüber sprechen kann, ist auch ein großer Verdienst meiner Therapeutin, denn ich habe zeitnah zu meiner OP auch eine Langzeit -Verhaltenstherapie begonnen, ohne diese wäre ich heute bestimmt nicht soweit. Und ich kann nur aus Erfahrung sprechen, dass es neben der fachlich kompetenten und freundlichen Betreuung im Krankenhaus sehr wichtig ist, nebenher eine Verhaltenstherapie durch zuführen, die bei mir wiederum problemlos bewilligt worden ist.

Abschließend kann ich nur noch sagen, in meinem Leben hat sich seit der Operation so viel geändert, dass ich manchmal gar nicht hinterher komme, alles zu realisieren. Ich sammle täglich so viele neue Erfahrungen, die für andere Menschen etwas Alltägliches oder nichts Neues sind, wie zum Beispiel: Endlich ein Sättigungsgefühl zuhaben; auf die Straße zu gehen, ohne dass ich ausgelacht werde, das mich die Kinder nicht mehr als "fette Sau" bezeichnen. Das ich mal Komplimente bekomme, das ich auch mal in andere Geschäfte gehen kann und mir Sachen kaufen kann; das ich mich nicht mehr ständig beobachtet fühle. Das ich Anerkennung bekomme; das ich mir überhaupt ein Selbstbewusstsein aufbaue; aber auch manchmal keinen Streit mehr aus dem Wege gehe. Durch die Selbsthilfegruppe habe ich endlich Freunde gefunden und wir unternehmen auch was zusammen. Jetzt gehe ich öfter mal schwimmen, oder zum Bowling oder auch spazieren und das wichtigste daran, ganz freiwillig. Außerdem ist mein Diabetes weg, ich nehme keine Schmerztabletten mehr und meine Laborwerte sind fast alle im grünen Bereich!  Mein Fazit:    NEIN - ich möchte die Uhr auf keinen Fall wieder zurück drehen, und ich will um keinen Preis mehr dahin zurück wo ich mal war, dafür nehme ich den täglichen Kampf  gegen die alten Gewohnheiten und den inneren "Schweinehund" gerne in Kauf. Meine Angst von vorher, das ich jetzt nicht mehr alles essen kann, und vieles an Essen verpasse, die war auch völlig unbegründet, denn ich kann alles essen, nur eben in Maßen nicht mehr in Massen!
Ich möchte allen danken, die mich bis hier her begleitet und mich hilfreich unterstützt haben.

VIELEN DANK

Dietmar Schwarz

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Leidens- und Erfolgsbericht eines Schlauchmagenpatienten

 

 

Ich möchte hier über ein neues Leben berichten, es hat mit einer „Schlauchmagenoperation“ begonnen und entwickelte sich bisher sehr positiv. Eine deutlich höhere Lebensqualität, mit viel mehr Lebensfreude, Energie, Ausdauer und Belastbarkeit hat sich eingestellt und ist nun nach zwei Jahren zur Normalität geworden. Dafür bedanke ich mich bei dem Ärzteteam des Krankenhauses Dresden-Neustadt einschließlich Stationsschwestern und Krankenpflegern.

 
Wie und wann begann meine Leidensgeschichte?

Viele Jahre hatte ich einen BMI 28 der stieg kontinuierlich auf über 40. Nun habe ich das Pech, das fast alle meine Vorfahren auch etwas kräftig gebaut waren. Ich gehe davon aus, dass diese Veranlagung in meinen Genen gespeichert ist. Hinzu kam, dass ich starker Raucher war, die mehrfachen Versuche zur Abgewöhnung haben mir viele Kilo beschert.

 
Was habe ich gegen diese Entwicklung unternommen?

Mit vielen verschiedenen Diäten, die wohl auch jeder Betroffene kennt, habe ich versucht abzunehmen und auch abgenommen. Dabei stand die Kalorienwaage immer mit auf dem Esstisch. Fast ein Jahr war ich mit Erfolg (9Kg) in einer BCM-Gruppe. Verschiedene Medikamente haben das Ganze begleitet. Abgenommen habe ich immer, aber danach, wenn einige Zeit vergangen war, dann trat der bekannte Jojo-Effekt auf.

 
Gesund abnehmen, zur Diät das passende Sportprogramm!

Auf ausreichende Bewegung habe ich geachtet, soweit es meine Arbeit mir möglich machte. Wandern, Laufband, Kegeln, aktive Gartenarbeit waren ständig angesagt. In der Zeit vor der Operation wurde es damit weniger, weil es mich immer mehr anstrengte. Der Schweiß lief in Strömen, in der Wandergruppe war ich das Schlusslicht, die Glieder taten weh. Es wurden immer größere Strapazen, es machte keinen Spaß mehr. Die Motivation reichte auch nicht mehr.

 
Was passierte in meinem Körper?

Seit vielen Jahren habe ich mich mindestens einmal jährlich gründlich untersuchen lassen, so liegt auch eine Vielzahl von Laborbefunden von umfangreichen Blutuntersuchungen vor. Hier ist eine erschreckende Tendenz erkennbar. Die Befunde wurden immer schlechter. So waren bei meinem letzten Befund vor der OP, Anfang 2010, 9 Werten pathologisch. Besonders der Zucker war trotz massiver Medikamentengabe über 9,0 mmol/l.  Insulin zu spritzen, mit all den Nebenwirkungen wäre der nächste Schritt gewesen. Zusätzlich schmerzten die Glieder schon früh beim Aufstehen, so dass ich schon eine rheumatische Erkrankung vermutete.

 
 
 
 
Die damalige Situation möchte ich, wie folgt beschreiben:
¬ Das Körpergewicht nahm ständig und kontinuierlich zu.
¬ Diäten führten zu keinem längerfristigen Erfolg.
¬ Die sportlichen Aktivitäten nahmen ab, die Anstrengungen hierzu wurden immer größer.
¬ Die Wirkungen der Medikamente wurden auch bei erhöhten Gaben immer schwächer.
¬ Die körperliche Belastbarkeit nahm ab, Schweißausbrüche, schon bei geringen Belastungen, nahmen zu.
¬ Die allgemeine Leistungsfähigkeit nahm stetig ab.
¬ Die Lebensqualität wurde geringer.
¬ Es entstand ein physischer Druck mit der Frage:
 
                          Wie soll das und wie lange soll das so weitergehen?
 
 
 
                         Die Wende trat ab Mitte Juli 2010 ein
 
Eine „Schlauchmagen OP“ änderte alles

Seit dem Zeitpunkt, wo ich von der Narkose aufgewacht bin, hatte ich keine Beschwerden, keine Schmerzen in irgendeiner Form, kein Unwohlsein, kein Schwindelgefühl, keine Schlafstörungen, nichts dergleichen. Sofort normalisierte sich der Zuckerspiegel. Im Ergebnis waren nur 5 kleine Löcher auf der Bauchdecke zu sehen, wo kleine Pflaster reichten.

 
Nach der OP 

Schon nach 12 Tagen konnte ich alle Medikamente absetzen. Bis heute sind Zuckerspiegel Blutdruck und alle Blutwerte völlig normal. Im ersten halben Jahr habe ich 30Kg an Körpergewicht abgenommen. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind es 34Kg.
Zwei Belastungs-EKG´s des Herzzentrums Dresden, die vor der OP und 1Jahr nach der OP erstellt worden, unterscheiden sich gravierend und belegen die Entwicklung. Sogar mein Tinnitus, an den ich mich schon gewöhnt hatte, wurde in seiner Auswirkung geringer und verschwand fast.

 
Essen und Trinken

Hier hat sich Einiges getan. Mein Appetit ist nicht mehr so stark, die Sättigung stellt sich trotz vollem Genuss viel früher ein. Das Essen hat einen viel geringeren und unwichtigeren Stellenwert im Leben eingenommen. Ich bin erstaunt, welche geringen Mengen eigentlich ausreichen! Ein sicher positives Phänomen möchte ich noch erwähnen, mir schmeckt seit der Operation kein Alkohol mehr.

 
 
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Und wie sieht es nach fast zwei Jahren aus?
Alles ist im Wesentlichen so geblieben, wie es Anfang 2011 war, es hat sich stabilisiert und ist in die Normalität übergegangen.
¬ Das Körpergewicht ist auf etwa 86 Kg weiter zurückgegangen.
¬ Der Blutwert für Glucose liegt im absolut normalen Bereich.
¬ Alle weiteren Blutwerte, wie zum Beispiel Cholesterin, sind im Normbereich
¬ Der Blutdruck ist im Normbereich.
¬ Alkoholische Getränke schmecken nicht mehr, ich bin deshalb seit dem  12.07.2010 Antialkoholiker.
¬ Ich empfinde einen regelrechten Bewegungsdrang.
¬ Um einen eventuellen Vitaminmangel entgegenzuwirken nehme ich zwei  entsprechende Medikamente und ein Zinkpräparat ein.
 
Auf Grund von Erfahrungen anderer Schlauchmagenpatienten und Hinweisen der Ärzte achte ich zunehmend auf richtige Ernährung und Bewegung, denn es ist nicht auszuschließen, dass das Körpergewicht wieder zunimmt!

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Thema:      Kostenübernahme der Krankenkasse
Meine Krankenversicherung hat die OP anfangs strikt abgelehnt. Nach mehreren Kontakten ist es mir gelungen die Versicherung zur Kostenübernahme zu überzeugen. Dabei habe ich auch meine Erfahrungen gesammelt:

1.     Ganz wichtig ist es, die Entwicklung des BMI (Körpergewicht) über größere Zeiträume zu dokumentieren.
2.     Es sind alle Aktivitäten zur Gewichtsabnahme durch körperliche Bewegung, wie z.B. Gymnastik, Radfahren, Schwimmen, Wandern oder Tanzen aufzulisten. Angaben der Intensität, Zeitraum und wo sie durchgeführt wurden, z.B. in Wander- oder Sportgruppen oder im Fitnessstudio, sollten nicht fehlen.
3.     Es sollten alle Maßnahmen zur Ernährungsumstellung dargelegt werden. Stichworte sind hier Ernährungsplan; Diäten und Ernährungsumstellungen.
4.     Wichtig ist, die Entwicklung von Krankheiten aufzuführen, die im Zusammenhang mit dem steigenden BMI stehen, wie zum Beispiel Diabetes 2.
5.     Wirtschaftlich gesehen, ist in vielen Fällen eine operativer Eingriff kostenmäßig günstiger als eine jahrelange Behandlungen, Medikamentengaben und eventuell noch Kuren. Ein wichtiges Argument bei Gesprächen mit der Krankenkasse.


Fazit
 

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass das meine Erfahrungen sind. Es ist mein persönlicher Erfahrungsbericht, der nur meine Situation darstellt, eine Verallgemeinerung ist strikt abzulehnen. Zur medizinischen Beurteilung jedes Falles gibt es hier sehr kompetente und erfahrene Ärzte, die sich auf dieses Fachgebiet spezialisiert haben.

 

Ich empfehle Kontakt zu unserer   Selbsthilfegruppe "Die Mollybetiker Dresden" e.V. aufzunehmen. Hier kann man sich über Adipositas und alle damit in Verbindung stehenden Folgen und Problemen informieren.
 

Dietmar Schwarz
16.05.2012

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